Zum Tod von Gerhard von Beauvais (1925 - 2018)
Ehrenvorsitzender des Schachkreises Mittelfranken Mitte
und Ehrenvorsitzender des SK Nürnberg 1911

Gerhard von Beauvais

Gerhard von Beauvais wurde 1925 in Bad Rothenfelde am Teutoburger Wald geboren, wuchs in enger Naturverbundenheit auf und kam mit 14 Jahren nach Krefeld. Mit 17 Jahren zog er in den Krieg. Unter dem Eindruck seiner Kriegserlebnisse als junger Soldat und dem zerstörten Land begann er zu schreiben und absolvierte bis zur Währungsreform eine Schauspiel-Ausbildung.

Danach zog er einen Schlussstrich unter diese „brotlose Kunst“, machte eine Ausbildung in der Rundfunk- und Fernsehtechnik und verbrachte sein Arbeitsleben in einem Großbetrieb der Elektroindustrie, wo er sich von der Pike auf hocharbeitete, als Direktionsassistent die rechte Hand des Entwicklungsvorstandes für den Personal- und Kostenbereich war und zum Arbeitsteam des Konzernchefs gehörte. Mit 59 Jahren schied er aus dem Arbeitsleben aus und widmete sich fortan verstärkt seinen vielseitigen Interessen, Natur, Garten, Haustiere, Schach und Philosophie.

In den letzten Jahren lebte er sehr zurückgezogen. Der Grund war der schlechte Gesundheitszustand seiner Frau, die er – auch nicht für sein geliebtes Hobby Schach – nicht über Stunden alleine lassen wollte.

In diesen Jahren hat er sich dann stärker philosophischen und literarischen Themen gewidmet, wurde schriftstellerisch tätig. Weltanschaulich stand er auf dem Boden eines freigeistigen und liberalen Humanismus. (Fast) alles zu seinem literarischen Schaffen findet man auf der Homepage der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg, deren langjähriges Mitglied er war (http://www.gkpn.de/beauvais.htm).

Hans Schüssel hat mir dazu eine seiner Erinnerungen an Gerhard von Beauvais geschickt:

Gedicht

Notizen zu seinen schachlichen Aktivitäten

Es ist schwierig, fast fünf Jahrzehnte schachlichen Wirkens in wenige Worte zu fassen.

Mein erstes Zusammentreffen mit Gerhard von Beauvais war 1972 auf einer Simultanveranstaltung des SK Grundig. Er hatte damals das Amt des 1. Vorstands beim SK Grundig übernommen und sein Interesse war die Förderung des Schachs als Breitensport. Das hinderte ihn nicht, gegen mich zu gewinnen. Ich war ein junger Spieler mit -natürlich – Interesse am Spitzenschach.

Dieses Kennenlernen war der Anstoß zu der Anfang 1974 vollzogenen Fusion zwischen dem mitgliederstarken SK Grundig und der kleinen, aber spielstarken Schachabteilung des TSV Burgfarrnbach.

Neben seinem ehrenamtlichen Engagement (1. Vorstand des SK Grundig, Ausrichtung der weit über Bayerns Grenzen hinaus beliebten monatlichen Grundig-Blitzturniere, …) war er das wichtigste Bindeglied zum Grundig-Konzern. Er sorgte für die finanzielle Unterstützung des Spielbetriebs durch die Firma und so manchem Spieler hat er berufliche Starthilfe, etwa durch die Vermittlung von Einstellungsgesprächen, gegeben.

Zwar war der Breitensport Schach sein vorrangiges Anliegen, trotzdem unterstütze er auch die 1. Mannschaft, sodass sie es Anfang der 90er Jahre zweimal bis in die 1. Bundesliga schaffte.

Als die Firma Grundig, wie die gesamte europäische Unterhaltungselektronik, durch die fernöstliche Konkurrenz wirtschaftlich ins Schlingern geriet, musste die finanzielle Unterstützung des Konzerns für die Schachsparte entfallen. Max Grundig soll sinngemäß gesagt haben, man könne es niemand erklären, wenn man aus wirtschaftlichen Gründe Mitarbeiter entlassen müsse, aber Geld für den Schach-Spielbetrieb ausgebe.

Das fiel zeitlich mit den Auswirkungen der „Öffnung nach Osten“ zusammen. Spitzenmannschaften aus namhaften (und teuren) Schachprofis begannen die oberen Ligen zu dominieren und der SK Grundig musste zwangsläufig kleinere Brötchen backen. Das führte zur Fusion mit dem SK 1911. Damit endete auch mein engerer Kontakt zu Gerhard von Beauvais.

Aus seinem langjährigen Wirken als 1. Vorsitzender des Schachkreises Mittelfranken Mitte und als 1. Vorsitzender des SK Nürnberg 1911 kenne ich nur wenige Daten, da muss ich erst noch Einiges zusammentragen. Seine „Amts-Aufgaben“ erledigte er erfolgreich, geräuschlos und mit viel Routine.

Nur ein Ereignis ist noch in meiner Erinnerung. Als etwa 1979 die Ausrichtung des 28. Mittelfränkischen Schachkongresses in Altenfurt zu scheitern drohte, sprang er in die Bresche, übernahm als Vorsitzender des Kreises die Ausrichtung und erledigte die anfallenden Arbeiten. Der Kongress war ein Erfolg.

Im August 2018, Dr. Hubert Seibold